ÜBER UNS
VON FELLVERLIEBT ZU FELLHARMONIE

Als ich 17 war, schenkte mir Ellen meinen ersten Pelzmantel. Ich war schwer verliebt in das Lämmchen und trug ihn lange, lange Jahre. Irgendwann war er so zerschlissen, dass ich ihn bei meiner Mutter deponierte. Im elterlichen Keller stand ein Schrank voll mit Kleidungsstücken, die wir nicht mehr trugen, aber von denen wir uns irgendwie nicht trennen konnten.

Eine Tochter mit telepathischen Fähigkeiten

Die Jahre vergingen… Im Oktober 2011 war ich wieder mal in München. Wie viele Frauen hier in Pelzmänteln und mit Pelzkappen unterwegs waren, und auch mit ausgefallenen Felltaschen! Ich kam auf eine Idee…

Auf dem Rückweg nach Hannover machte ich Station in Kassel bei meiner Mutter. „Sag mal, hast Du vielleicht den alten Pelzmantel von Ellen noch?“, fragte ich sie. Sie lachte und meinte, nun sei sie endgültig sicher, dass ich telepathische Fähigkeiten besäße.

Meine Mutter nahm mich mit in den Keller. „Ich habe gerade die Pelzsachen rausgesucht,“ erklärte sie mir, „sie sollen vor der langen Winterzeit an der Oktobersonne noch mal richtig auslüften.“ Und da hingen sie, unsere dicken Jacken und Mäntel, längst nicht mehr in Benutzung, aber irgendwie zu schade zum Wegwerfen. Darunter auch – mein geliebter Ellen-Mantel.

„Ich trage ihn ja doch nicht mehr,“ erzählte ich meiner Mutter von meiner Idee, „ also dachte ich, ich nähe daraus ein paar Taschen, und aus den anderen Altertümern hier auch. Kannst Du Dir vorstellen, mir zu helfen?“ Meine Großmutter war Schneiderin, meine Mutter hat das Talent zum Schneidern von ihr geerbt, und ich wollte es nun unbedingt auch lernen.

Sie freute sich sehr über meine Idee und versprach, „Danke-Tante-Sophie“, einen langen, schwarzen Persianermantel, und „Danke-Ellen“, meinen ersten eigenen Pelzmantel, auseinanderzutrennen, um das Fell als Rohmaterial weiterverarbeiten zu können. Los ging’s mit „Danke-Tante-Sophie“.

Ein Persianer aus 2.438 Teilen

Meine Mutter fing also an, ihn Lage für Lage im Garten aufzutrennen. Dabei wurde ihre Geduld außerordentlich auf die Probe gestellt: Sie musste sich durch endlose Schichten arbeiten, mit Wollmäusen kämpfen und mit allerhand angestaubtem Innenleben aufräumen. Ich sah ihr neugierig und aufgeregt zu; ich hatte schon so viele Designs im Kopf, nicht nur für Taschen, auch für kleine Fellaccessoires und sogar Armreifen…

Die Arbeit schien kein Ende zu nehmen, und bald war der Garten übersät mit Fellresten. Endlich beim Rohmaterial angekommen, stellten wir fest, dass der Mantel aus 2.438 Teilstücken zusammengesetzt war. Kein Wunder, dass Tante Sophie ihn nie gern getragen hatte. „Der ist schön, aber viel zu schwer,“ hatte sie immer bedauert.

Enthusiastisch experimentierte ich in den kommenden Wochen und Monaten mit den Pelzen. Ich arbeitete teilweise bis in die späte Nacht am Design der Pelzmanteleinzelteile. Nicht immer glückte alles auf Anhieb, aber ich lernte mit jedem Fehler, und immer öfter sah das fertige Produkt so aus, wie ich es mir vorgestellt hatte.

So entstanden unzählige Accessoires wie kleine Etuis, Schlüsselanhänger, Handytaschen, Armbänder, Zettelboxen und vieles mehr, bis alle Teile verarbeitet waren.

Die Idee des Upcyclings war geboren – Fellharmonie betrat die Bühne.

Zu Weihnachten desselben Jahres schenkte meine Mama mir dann eine große, weiße Kiste. Sie war mit einer breiten pinkfarbenen Satinschleife verziert .

Der Inhalt ließ mein Herz höherschlagen: Ich entdeckte zwei weiße Kaninchenfelle, Fellbesätze, Nerzjackenteile, Krägen aus Persianer, einem Hermelin und ganz, ganz unten zwei große Teile einer Ozelotjacke. Der Ozelot, eine südamerikanische Raubkatze, hat wundervoll weiches Fell mit einer traumhaften Maserung. Meine Mutter erzählte mir, er sei aus dem 18. Jahrhundert.

Ich war selig und meine Kreativität unendlich von dem Gedanken beflügelt, allen Teilen sinnvoll ein neues Leben geben zu können.

Die beiden Ozelotteile wollte ich zu einer Tasche umarbeiten. Das erwies sich bald als echte Herausforderung.

Die Grundform – also der Taschenkörper – war schnell gefunden. Wie aber nun den zweiten Teil als Klappe so über die Vorderseite fixieren, dass die wunderschöne Maserung eine Fortsetzung fand? Ich hängte die Grundform auf einen Hosenspanner in meinen Benjamini und probierte über Tage immer wieder andere Varianten aus. Der Taschengriff erhielt zunächst einen Lederbezug und wurde dann beim Segelmacher Stück für Stück gekürzt, bis er schließlich die Taschenform optimal ergänzte. Die Befestigung des Griffes dauerte ebenfalls seine Zeit, aber da kam mir und erforderte meine Modellbauerfahrung zugute.

So habe ich, auch auf der Suche nach geeigneten Lederqualitäten und den richtigen Lederfarben und Futterstoffen viel Zeit mit dem Ozelot verbracht und mich oft mit ihm beratschlagt, bevor er sein zweites Katzenleben erhielt.

Ich liebe diese außergewöhnliche Felltasche und habe sie immer noch in Gebrauch. Mit den winzigen Resten der Ozelotteile verzierte ich ein Paar schwarze Pumps. Auch die trage ich noch.

Im Laufe der Zeit entwickelte ich meine Kollektionen – Taschen, Accessoires und Interieur. Bei der Realisierung meiner Ideen halfen mir oft SchneiderInnen, SegelmacherInnen, PlanennäherInnen, SchuhmacherInnen, ZeltspezialistenInnen und Stofffachgeschäftemit viel Engagement. So entstehen immer wieder Unikate , die je nach Beschaffenheit und Größe des Pelzes mit viel Überlegung und Liebe zu dem werden, was Sie bei Fellharmonie kaufen oder bestellen können.

Danke – ohne Euch würde es Fellharmonie nicht geben!

An dieser Stelle möchte ich Danke sagen. Vor allem meiner Mutter, ohne die ich mich niemals getraut hätte, dieses Projekt zu starten. Sie hat mich das Schneidern gelehrt und Geduld, wenn es mal schwierig wird. Sie macht mir Mut, lobt mich und greift beherzt mit Schere und Zwirn ein, wenn die Details kompliziert sind oder ein Stück dringend fertiggestellte werden soll. Sie scheut sich nicht, in teuren Lederwarengeschäften Werkspionage bei Felltaschen und Ausstattungsdetails zu betreiben und windet sich immer elegant aus der Affäre. Danke, Mama!

Danke an meine Freundinnen Eva, Heike und Anke, die mich immer wieder unterstützt und angespornt haben, wenn Ungeduld aufkam.

Danke auch an meine Tochter Helen, Dieter Linke, Frau Königsmann, Robert Gebhard, Herrn Ahrens, Natasha, Ciro und Marcel, Harry, Inge und an all diejenigen, die ich unabsichtlich vergessen habe.